Zu Pfingsten pilgerten die Hobie 16-Teams traditionell nach Grömitz, wo die Super-Sail-Tour ihr Saisonopening hatte. Nach Coronabedingter Pause fiel das Wiederanfahren (bislang) aus verschiedensten Gründen schwer. Da bot es sich an, nach anderer Wiese in Strandnähe zu suchen, auf der die Seglerinnen und Segler nebst Anhängen ihre Segelkisten lüften und untereinander ein allgemeines Wiedersehen feiern konnten. Unsere Nordcommodore Horst Miera und Christian Diederich hängten sich rein und wurden fündig: in Hohwacht, in deren Yachtclub sie eh Mitglieder sind und den Pächter der Wiese, bekannt unter seinem Vornamen Birger, seit gefühlt Jahrzehnten kennen. Aber so ist es manchmal mit der Arbeit: es lässt sich leicht an, man rutscht rein in ein Projekt, das bislang nur in den Köpfen war, und dann hat man sie plötzlich an der Hacke, die Arbeit. Zum Glück konnten Horst und Krischan die Arbeit auf mehrere Schultern verteilen. So halfen viele Mitglieder des Hohwachter Yachtclubs im Hintergrund, um uns am Sonntag mit Kuchen zur Mittagspause oder mit Grillfleisch und Beilagen zum Abend zu verwöhnen. Das Startboot stellte dankenswerterweise wie zuletzt Gunter Fricke. Die Wettfahrleitung übernahm Fritz-Rüdiger Klocke, der die meiste Arbeit damit hatte, Mitstreiter auf der Wiese einzusammeln, denn auch er hat nur zwei Hände, was nicht genügte, um Startuhr zu drücken, Flaggen hoch und runter zu nehmen, Frühstarter aufzuschreiben (ja, die gab es tatsächlich) und Zieleingangslisten zu führen. Hier gilt der Dank stellvertretend auch für alle nicht Genannten Eva Korschinsky und Dichtdran-Schwägerin Tine, Maria Zuchel, Jens Förster und Knud Jansen – ja richtig gelesen, Knud Jansen, denn leider hatte sich unser Vorsitzender bei der Regatta auf dem Dümmer See so unglücklich verletzt, dass er unter den Folgen immer noch leidet und nicht mitsegeln konnte, was ihn am Montag noch mehr leiden ließ, als (endlich) Doppeltrapezwind die Herzen der Aktiven höher, bei einigen sicherlich auch schneller schlagen ließ. Zu guter Letzt hatten Horst und Krischan noch den DLRG engagiert, die mit neuem Team anrückte, was erst einmal eine Einführung in die Frage erforderte, was im Fall der Kenterung zu tun ist. Sebastian Tietzsch hatte die Aufgabe übernommen und sicherlich im Bravour erledigt. Vorsorglich sahen die Seglerinnen und Segler dann aber doch davon ab zu kentern, so dass nicht erkennbar wurde, ob Sebastians Ratschläge hängen blieben oder nicht. Trotzdem vielen Dank auch dafür. So, jetzt habe ich bestimmt noch andere helfende Hände vergessen zu erwähnen, allein schon, weil ich selbst ja auch nur Gast war, der die Früchte der Arbeit des ganzen Orga-Teams genoss. Man muss sich aber selbst immer wieder kneifen, damit man als Segler nicht das, was die Veranstalter einer solchen Regatta leisten, als Selbstverständlichkeit oder als das hinnimmt, was man ja für sein Startgeld erwarten dürfte. Das Startgeld deckt die Kosten, entlohnt aber nicht für den Aufwand, der ehrenamtlich oder spontan freiwillig erbracht wird. Und in den letzten zwei Jahren dürfte jeder verständige Zeitgenosse gelernt haben, dass selbstverständlich gar nichts ist. Von daher erfüllt es mich mit großer Dankbarkeit, dass es viele fleißige Hände gibt, die uns Seglern ein solches schönes Event bieten.
Apropos Event: das eigentliche Event fand auf dem Wasser statt, wie es sich für eine Regatta gehört. Zwischen den 16-er Teams wuselten 1 14er-Seglerin und – leider nicht allzu viele – 14er-Segler herum, die um einen gefühlt tonnenschweren Wanderpokal kämpften, der dem oder der Deutschen Besten umgehängt werden sollte. Allein schon wegen des Pokals wäre das für mich ein Grund, allenfalls Zweiter zu werden. So dachte es sich sicherlich auch die erwähnte 14er-Seglerin: Tanja Rindt begnügte sich, die Verfolger in Schach zu halten, um sicher und souverän den zweiten Platz einzufahren. Vielleicht galt aber ob des Pokalgewichts auch das Motto, dass derjenigen, der den Wanderpokal anschleppt, ihn auch wieder wegschleppen muss. Das würde erklären, warum Friedhelm Weller seinen Titel erfolgreich verteidigte. Die bessere Erklärung dürfte aber sein, dass er nach 7. Wettfahrten überhaupt nur 11 Punkte auf dem Konto hatte, weshalb er die 8. Wettfahrt an Land nutzen konnte, um Kraft für das Wegschleppen des Wanderpokals zu sammeln. Und wenn nicht Friedhelm oder Tanja Wettfahrten gewannen, so waren das Veith Bothmann, der das IDB-Bronze einsammelte, und Klaus Zuchel, den seine Erfahrung aus vermutlich 50 Jahren Hobie 14-Segeln auf den vierten Platz brachte. Ihnen und allen Platzierten der Hobie 14-IDB gratuliere ich zu ihren Erfolgen.
Bei den 16ern waren 31 Teams angetreten. Krankheitsbedingt, auch Coronabedingt – ja, Corona gibt es noch! – fehlten leider weitere Teams, aber mit 31 Booten an der Startlinie war schon ansprechend Betrieb auf dem Wasser. Gut gefallen haben mir die Jugendteams, die bei den seglerisch nicht ganz einfachen Bedingungen – Samstag segeln mit fast ohne Wind, Sonntag segeln mit wenig Wind, Montag segeln mit böigem, drehendem Wind – gut mithielten. Noch besser würde mir gefallen, wenn die Jugendteams noch offensiver so Könner wie Detlef Mohr ansprechen mit so einer gar nicht so blöden Frage: wie hast du das gemacht? Detlef mit Stammvorschoterin Karen Wichardt machten es am besten, das Team Stefan Rumpf/Ulla Becker am Zweitbesten, und spätestens ab Platz 3 gab es Arbeit und Redebedarf, Arbeit an sich selbst und Reden mit Detlef: wie machst du das eigentlich? Im Austausch liegt das Potential, besser zu werden. Und dann heißt es üben, üben, üben. Dazu habe ich in einem Beitrag von Gianmarco Gini, der gerade italienischer Meister geworden ist, einen schönen Satz gelesen, den er von seinem Trainer zu hören bekam: „Medaillen werden im Training gewonnen, bei Regatten geht man sie abholen“. Nun gut, nicht jeder hat Gelegenheit zu trainieren. Wer sie aber hat, sollte sie nutzen, auch bei Bedingungen, wie wir sie am Samstag und Sonntag hatten. Ich glaube, niemand hat gesagt, dass das spaßige Segeltage waren. Es ist ja in Ordnung, wenn bei 6 Knoten Wind gesegelt wird, aber dann muss doch bitteschön das Wasser glattgebügelt sein. Mit diesen kleinen fiesen Wellen der Ostsee aber zu recht zu kommen, muss man üben. Sabine und ich sind für die Übungseinheiten am Samstag und Sonntag sehr dankbar, auch weil Detlef wertvolle Tipps gab, die wir jetzt nur noch umsetzen müssen, was ja wohl ganz einfach sein sollte, so selbstverständlich, wie Detlef sich durch die Wellenhügel mogelt. Wer die Wellen lieber mit Druck nimmt, kam am Montag auf seine Kosten. Leider waren nur 8 Wettfahrten ausgeschrieben, weshalb nach insgesamt 7 Wettfahrten an den Vortagen nur noch 1 Wettfahrt am letzten Tag zu segeln war. Es hätte sicherlich allen Teams gefallen, wenn am Montag noch mehrere Läufe hätten stattfinden können. Daher rege ich an, dass in der Ausschreibung bei einer dreitägigen Regatta nicht nur 8, sondern gleich 12 Wettfahrten ausgeschrieben werden, damit die Möglichkeit besteht, bis zu dem in der Ausschreibung festgeschriebenen letzten Startzeitpunkt möglichst viele Wettfahrten zu absolvieren. Ich werde die Anregung im nächsten Frühjahr wiederholen, denn schon jetzt steht fest: nach diesen schönen drei Tagen in Hohwacht werden wir im nächsten Jahr ganz sicher wieder dabei sein wollen. Jetzt freue ich mich erst einmal auf die Euro in Travemünde. Dann heißt es wieder: Ostseewelle!
Dieser Bericht kann nicht enden, ohne anzureißen, was einen eigenständigen Artikel verdient. Die Siegerehrung nutzte unser 1. Vorsitzender nämlich zu einer ganz besonderen Ehrung, wie sie im Filmbusiness üblich ist und nun auch Einzug in unsere Leben als Hobiefamilie hielt: die Ehrung für das Lebenswerk. Sie erhielt Andreas Martens. Er hatte vor der Regatta seine Teilnahme leider absagen und für sich die Entscheidung treffen müssen, seine aktive Zeit als Regattasegler zu beenden. Er hatte es sich aber nicht nehmen lassen, am Wochenende dabei zu sein. Und so galt es, Andreas für seine unermüdliche Nachwuchsarbeit zu danken, die er in seiner Freizeit leistete, um Jugendliche für das Hobiesegeln zu begeistern, sie zu fördern und ihnen ein väterlicher Ansprechpartner zur Seite zu stehen. Legendär war sein Bootsanhänger, auf den so viele Boote passten, dass ich mich immer fragte, wie der Anhänger eine Straßenverkehrszulassung bekommen konnte. Andreas schaffte das, und schaffte vieles, was fünf von uns nicht geschafft hätten. Als Geschenk erhielt Andreas vorab eine von allen Seglerinnen und Seglern signierte Hobie-Fahne. Das Buch „HOBIE – MASTER OF WATER, WIND AMD WAVES“ (von Paul Holmes) wird folgen. Andreas kündigte schon an, die Fahne in seinem Refugium an der Müritz aufzuhängen, wo er dann auch Zeit und Ruhe haben wird, in dem unterhaltsamen Buch zu lesen und zu blättern – wenn er nicht gerade mit seiner Anke auf dem 16er die Müritz besegelt.
Euer Ingo Delius