Obacht, Regatta in Hohwacht!

Für uns ging es am ersten September-Wochenende zur ersten Regatta des Jahres. Eingeladen hatte die Deutsche Hobie Cat Klassenvereinigung in Person unseres Commodore Nord, über den noch einige zu sagen sein wird. Uns stand wieder die Wiese zur Verfügung, die eigentlich auf dem Gebiet der Gemeinde Seelendorf gelegen ist, von ihr aber vertrauensvoll in die Obhut von Birger Rosenbrook – besser bekannt als Birger -, gegeben ist. Und Birger war wie immer unserem Sport äußerst aufgeschlossen – gegen eine kleine Gebühr je Teilnehmer, was ich für vollkommen in Ordnung halte, denn wie immer durften wir Toiletten und Duschen seiner Segelschule mitbenutzen und hatten viel Platz auf der Wiese und wunderschönen Blick auf die Hohwachter Bucht, was unbezahlbar ist – bei den auch in Hohwacht explodierenden Immobilienpreisen.

Wie angekündigt mache ich mal mit Horst Miera – besser bekannt als Horst – weiter. Es ist schwer in Worte zu fassen, was Horst für uns vorbereitet hatte. Mit von ihm gewohnter stoischer Ruhe, die sonst die Frage provoziert hatte, ob heute noch etwas passiert, hatte er die Veranstaltung geplant, die Helfer und Unterstützer ins Boot – im wahrsten Sinne des Wortes, dazu gleich mehr – geholt, Utensilien wie Flaggen besorgt – die schwarze Flagge war zum Glück von uns Seglerinnen und Seglern vergriffen, auch dazu gleich mehr –, und schlussendlich auch noch die Wettfahrtleitung übernommen, nachdem Rolf Prosch kurzfristig hatte absagen müssen. Lieber Horst, das hast du alles super gut gemacht. Vielen, vielen Dank dafür!

Gesegelt wurde auch. Und das hatte wir nicht nur Horst, sondern auch Gunter Fricke zu verdanken. Gunter stellte nicht nur sich, sondern auch sein Motorboot als Startschiff und sein Schlauchboot als Tonnenleger zu Verfügung. Ganz herzlichen Dank dafür, lieber Gunter.

Am Samstag sollte der Wind von West auf Ost drehen und ab 17:00 Uhr auffrischen. Da waren sich die Wetterdienste recht einig. Und wer lesen kann, kann auch auf die richtige Seite segeln, war unsere Überzeugung: dreht der Wind rechts, fahre rechts. Und so waren wir, aber auch Knud und Emma nach dem ersten Start rasch auf die rechte Seite gewendet. Und dann mussten wir feststellen: lesen allein genügt nicht, wenn die Windvorhersage nicht passt. Statt nach rechts drehte der Wind nach links zurück. Und so waren wir auf der rechten Seite schlecht aufgehoben. Den Linksdreher auszuwenden, lohnte leider nicht, weil der Kurs etwas klein war und das Startschiff in der Mitte der Regattabahn lag. Dass deshalb die Startkreuz arg kurz war, sah leider nur auf dem Papier nach einem kleinen Vorteil aus. Denn den Vorteil, dass der Dreher sich bei kurzer Kreuz nicht so stark wie bei langer Kreuz auswirken dürfte, kompensierte der Herrscher über Wind, Welle und Seglerglück, indem der Linksdreher einfach noch einmal 10 Grad wuchtiger ausfiel. Wir nahmen es mit Humor und als Lehre für die anstehende Europameisterschaft mit: nicht so viel denken. Die zweite Wettfahrt lief dann schon erheblich besser. Doch während wir uns mit dem bei Leichtwind sehr schnell segelnden Team Frank Lampe und Franzi Fiedler herumschlugen, fuhren Kerstin Wichardt und Knut Westergaard als lachende Dritte auf dem letzten Schenkel an uns vorbei – einfach so. Wir freuten uns mit ihnen und nahmen als Lehre mit: schwerere Teams wie wir müssen auf der Kreuz einen größeren Vorsprung erarbeiten. Die dritte Wettfahrt war dann ein Fiasko – schon beim Start. Beim Kampf um die wegen des Linksdrehers bevorteilte Position am Ende der unverändert liegenden Linie konnten wir Ulf Hahn und Maxi Fuhr von der Poolposition verdrängen, was sie dann nach schneller Halse zu einem Start auf Backbordschlag (althergebracht auch Steuerbordstart genannt) und anschließendem Start-Ziel-Sieg nutzten, während wir wegen des arg spitzen Winkels, mit dem auf Steuerbordschlag die Linie zu queren war, die Lücke zur Starttonne nicht zugefahren bekamen und dann ei dem Bemühen, die Starttonne berührungsfrei zu passieren, von oben überlaufen wurden. Wir nahmen es mit Humor als Lehre mit: Pinnend ist nicht gut, wenn man überlaufen wird. Und dann war der erste Wettfahrttag auch schon vorbei – und wir ein wenig geschafft, denn bei dem schwachen Wind hatten wir uns geschmeidig an Bord bewegen müssen, und dazu mussten wir feststellen, dass die Gelenke etwas eingerostet und die Muskeln, soweit sie noch vorhanden waren, arg verkürzt waren. Bewegungen wie die beim Schwachwindsegeln waren wir nicht mehr gewohnt, und unser Wohnzimmer werden wir jetzt auch nicht umbauen, um das bei der Wende unter dem Baum hindurchschlüpfen zu üben.

Um 17:30 Uhr, also mit leichter Verspätung und nicht ganz so aus Ost wie angekündigt, kam der Wind. Die Nachwuchs-Teams gingen gleich wieder raus und heizten noch einmal ne gute Stunde über das Wasser. Das gefiel mir sehr gut, denn bei aller grauer Theorie ist Segelpraxis durch nichts zu ersetzen. Diese „time on water“ nahmen sich auch noch einmal Ulf und Maxi. Für die jüngeren Leserinnen und Leser unter uns will ich daran erinnern, dass Ulf und Maxi schon einmal vor Jahren, vor vielen Jahren gemeinsam sehr erfolgreich gesegelt hatten. 2005 waren sie Vize-Europameister geworden, und auch danach hatte sie viele große Erfolge, bis Beruf und Familie andere Prioritäten setzen ließen. Und jetzt sind sie wieder da, wie ABBA.

Irgendwann war dann am Samstag für alle Schluss mit Segeln. Es wurde gegrillt, geschnackt und zusammengehockt. Schön war es.

Am Sonntag ging es dann raus zum Doppeltrapezsegeln. Die Startlinie lag für uns Segler suboptimal: der Start am Schiff war schwer bevorteilt. Und bei solcher Linie lassen sich die Boote auch nicht wirklich gut vor der Linie parken. Und so kam es, wie es aus vieler Seglersicht kommen musste: ein Frühstart reihte sich an den anderen. Zum Glück hatte Horst die schwarze Flagge nicht einkaufen können, sondern nur die Flagge U dabei. Flagge U half aber nicht wirklich. Als Sabine und ich es wagten, den Wettfahrtleiter darauf anzusprechen, das Dreieck etwas größer zu legen, weil nach erstem Frühstart einige Segler nur die Luvtonne, nicht aber den ersten Hilfsstander im Blick hatten und binnen 8 Minuten das erste Dreieck abgesegelt hatten, hörten wir die Worte des Tages: Lernt ihr erst einmal zu starten! Lieber Horst: meintest du ihr Segler, oder meintest du etwa ihr, die ihr mich hier anquatscht? Wir nahmen es nicht persönlich, denn bei den 5 oder 6 Frühstarts waren wir allenfalls zwei- oder dreimal dabei, zu früh über der Linie zu sein, und das war wirklich gut im Kreise der Wettbewerber. Nachdem Carsten Schermer die Starttonne kurzerhand an Bord seines 16er genommen und gefühlt 100 m nach Luv gefahren hatte, schaffte es das Feld dann doch, regelkonform zu starten. Die erste Wettfahrt des Tages lief für uns super, wenn da nicht gewesen wäre, dass ich beim Halsen um die Leetonne den Halsenradius überschätzte und nach der Halse statt unter der Tonne mitten auf der Tonne herauskam. Wir nahmen es mit Humor und als Lehre mit: so eine Tonne unter dem Hahnepott herauszudrücken und danach eine Strafkringel zu fahren, hält auf. Spaßig ging es dann auch in den beiden letzten Wettfahrten weiter. Hervorheben möchte ich einen 4. Platz von Mats Taube und Lukas Riepe in der 5. Wettfahrt, die damit schon einmal haben aufblitzen lassen, dass sie mit guter Geschwindigkeit und schnellen Manövern vorne mitmischen können.

Zur Siegerehrung musste Horst feststellen, dass er seine Brille verlegt oder gar verloren hatte. Er erteilte daher Carsten Schermer das Wort. Carsten nämlich hatte den Part übernommen, die Veranstaltung auf raceoffice anzukündigen, die Ergebnisliste zu erstellen und verkünden sowie schlussendlich bei raceoffice einzugeben. Danke dafür, lieber Carsten. Das letzte Team, das Carsten nach vorn zur Siegerehrung bat, waren Ulf und Maxi. Es läuft schon wieder ganz gut bei ihnen, wie bei ABBA. Herzlichen Glückwunsch, den Erstplatzierten und eigentlich uns allen, denn für uns alle war das Wochenende ein voller Treffer ins Schwarze.

Ich wünsche allen noch eine schöne Restsaison und freue mich auf ein Wiedersehen spätestens in Hohwacht im nächsten Jahr!

Ingo Delius

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