Während der Wettergott den Süden unserer Republik mit einer weißen Decke zudeckte, gesellten sich 5 tapfere 14er-Hobieisten am Dümmer See zusammen, um Wotans Urgewalten zu trotzen. Obwohl alle freitags anreisten, reichte die seglerische Begeisterung nicht aus, bei 6 Grad die Segel zu hissen. Gestärkt vom vorabendlichen Umtrunk sollte es dann am Samstag um 12.30 Uhr losgehen. Gesagt, getan. Um 12:23 erreichte Fritz und Christoph, die von der anderen Seeseite auf den See starteten, die Nachricht, dass eine Startverschiebung vorgesehen sei, doch sie waren schon längs auf dem Weg zum Start, der ja dann erstmal nicht stattfand… Dafür gab es genügend Wind, Kälte und Regen als Ersatz für den vorgesehenen Start. Christoph nutzte die erstbeste Gelegenheit für ein Vollbad, er hatte Anbaden, nicht Ansegeln verstanden. Nur hätte er seinen Trockenanzug schließen sollen, damit dieser seiner Funktion gerecht werden kann… Also zurück zum Land begleitet von der Ungewissheit über den vorgesehenen Start. Das Vereinszelt im Hafen bot den beiden Schutz vor Regen, nicht aber vor der Kälte. Zur Linderung musste der eilends entfachte Webergrill herhalten. Immerhin konnten wir die Finger wärmen. Gegen Christophs Staunässe half nur der Rückzug ins Wochenendhaus, in dem Reservekleidung lagerte. Die folgende halbe Stunde genügte, mit trockenen Sachen neuen Mut zu schöpfen. Nächster Start 15 Uhr. Natürlich (?) gingen den 16ern beim Start die Pferde durch: Frühstart und weitere 10 Minuten Wartezeit. Dann 15:10 Uhr Start, 4 Bf – geiler Trapezwind – und bei 6 Grad Luft und wohl auch Wassertemperatur voll in die Kaltfront rein. Am Luvfass lag Fritz knapp vor Andre, der dann auf dem Raumschotkurs das Maximum aus seiner Kiste rausholte, bis er feststellen musste, dass das Optimum besser gewesen wäre. Dicht neben Fritz maulte er sich, fuhr einen Stecker und bohrte sich in den morastigen Grund der Gletscherpfütze. Wer die Situation kennt, weiß, dass das dauern kann, bis das Segel wieder frei wird. Auf jeden Fall rauschte Christoph an ihm vorbei. Doch am Leefass war für Christoph 2. Baden angesagt, Matthias gleich daneben. Mittlerweile 6- 8 Bf. Der Hagel trommelte auf Helmchen und Köpfchen. Fritz hatte in einer hektischen Wende seinen Pinnenausleger versenkt, also ab jetzt wie in den 80ern: trapezfrei!
Im Angesicht der herausfordernden Sturmböen geisterten wirre Gedanken durch den Kopf: Warum machst du sowas? Was ist kälter, Hände oder Füße? Bloß jetzt nicht auch noch kentern! Halten die Wanten, die ich seit zwei Jahren schon wechseln wollte?
Die durch den Hagel eingeschränkte Sicht machte ziemlich einsam im Kampf mit den Böen. 10 Minuten später, wieder Sicht, nur noch ins Ziel, das außer Fritz auch Andre und Christoph erreichten.
Warten auf den 2. Start. Nach ca 30 Minuten Frieren und Segelknattern die Erlösung. Abbruch für heute. Beim bewährten abendlichen Dinner for all gab es reichlich Gesprächsstoff und gute Ratschläge. Unproblematisch endete auch die Situation um das defekte Trampolin von Andre. Matthias konnte ihm aushelfen. Oder war es Martin? Seht mir die senile Vergesslichkeit nach.
Sonntag 10:30 Uhr Start. Frohgelaunt und tatendurstig gingen die 5 Recken auf die Bahn. Fritz lieferte sich mit Andre ein Duell um Platz 1 und 2, Christoph verteidigte seinen 3. Platz aus der Startkreuz bis ins Ziel. Noch vor Beginn des 3. Laufes verkündete die Regattaleitung, dass nur noch ein Lauf vorgesehen sei. Ich glaube, sie wussten schon was der Wettergott plante: Eskalation war angesagt: Beim Start 4 BF Supertrapezwind, am Raumfass schon 5 und am Leefass dann 6+. Jetzt kam es ganz dick. Sicht unter 100m, Hagel und bockige Böen erforderten höchste Kenterintoleranz. Wir alle meisterten diese Wand mit Bravour ohne Kenterung. Christoph gelang durch ein Husarenstück ein weiterer 3. Platz vor Matthias und Martin und durfte dafür Premiere auf dem Podest feiern. Glückwunsch dazu, aber auch alle anderen hatten sich dem Unbill des Wetters gestellt und sich erfolgreich ins Ziel gefightet und forsch in die Segelsaison 2022 gestartet.
Nun noch eine weitere gute Nachricht: Nach dem Austausch mit den Verantwortlichen des ausrichtenden SCC prüft dieser, die Dümmerdobben-Regatta 2023 auf einen späteren Termin zu verlegen.
Friedhelm Weller